Wie
im Talmud berichtet, schuf Gott an Adams Seite eine Frau namens Lilith.
Vergeblich wird man die Geschichte von Lilith in der Bibel suchen. Dort
steht aber immer noch, daß Gott zuerst ein Menschenpaar erschuf
(Genesis1,1), und später erst in Genesis1,2 die irdische Eva aus Adams
Rippe. Die 1.Frau Adams aus Genesis1,1 war die Adam gleichgestellte
Lilith. Die später erschaffene Frau in Genesis 1,2 aus Adams Rippe (?)
wurde "dem Menschen Adam" als seine irdische Gehilfin gegeben.
Letzteres steht auch wieder so in der modernen Einheitsübersetzung der
katholischen Bibel. Demnach ist die Eva kein Mensch, denn sie wurde dem
Menschen gegeben - was dann? - Eine
gleichberechtigte Lilith war den Patriarchen ein
Dorn im Auge und sie bemühten sich, Lilith als verteufeltes Weib
darzustellen, die Männern verführt und eine Gegnerin des Herrn sei. Die
Lilith war nicht nur gleichgestellt mit Adam, sie war auch schön und
intelligent.
Frauen-Organisationen in Israel bemühen sich um ihre
Gleichstellung nach Talmud bzw. nach der ersten Schöpfungsgeschichte
und weisen auf Lilith hin. Lilith bedeutet für sie schlicht
Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit.
Ein jüdisch-feministischer Midrasch zu den
Jamim Noraim
Für eine Versöhnung mit Lilith
von Marianne Wallach-Faller nach Judith Plaskow
Jüdische
Feministinnen verwenden gern die alte Form des Midrasch, um
ihre Anliegen zu formulieren. Besonders um die Gestalt Liliths, der
ersten Frau Adams (nach einer Interpretation des ersten
Schöpfungsberichts), kreisen solche neuen Midraschim gern. Der
folgende
Midrasch übernimmt Elemente der alten Erzählungen um
Lilith. Er
schreibt aber auch den bekanntesten feministischen Midrasch weiter,
Judith Plaskows „Das Kommen Liliths".
Am Anfang schuf Gott Adam und Lilith aus dem Staub der Erde und blies
ihnen den Lebensatem ein. Da sie beide gleich erschaffen worden waren,
waren sie einander in jeder Hinsicht gleichgestellt. Adam, als Mann,
passte dies nicht, und er verlangte von Lilith, dass sie sich ihm
unterordne. Lilith weigerte sich, rief Gottes heiligen Namen an und
flog weg. Sofort beklagte sich Adam darüber bei Gott. Gott
schickte
drei Boten zu Lilith, um sie zur Rückkehr zu Adam
aufzufordern. Sonst
werde sie bestraft. Lilith aber wollte nicht mit einem Mann
zusammenleben, der sie nicht als Gleichgestellte behandelte, und sie
beschloss, dort zu bleiben, wo sie war.
Als Ersatz für Lilith "baute" (banah, 1. Mose 2. 22) Gott
für Adam eine
zweite Frau aus Adams Seite: Eva, die nun nicht mehr gleich wie Adam
"erschaffen" (jazar, 1. Mose 2. 7), sondern als "eine Hilfe ihm
gegenüber" "gebaut" wurde. Während des
Schöpfungsprozesses wurde so,
entgegen Gottes ursprünglichem Schöpfungsplan, die
Frau verkleinert -
so wie dies auch beim Mond gegenüber der Sonne geschehen war
(Chullin
60 b).
Adam und Eva waren zunächst glücklich miteinander.
Mit der Zeit aber
verspürte Eva gelegentlich Fähigkeiten in sich, die
unentwickelt
blieben, und Adam begann sich mit der angepassten Eva zu langweilen.
Immer häufiger träumte er von Lilith, und eines Tages
überstieg Adam,
als Eva gerade am Kochen war, die Mauer des Gartens Eden, um Lilith zu
suchen. Er dachte, ihr fehle sicher der Mann, sodass er sie leicht zu
seiner Nebenfrau machen könnte. Als er Lilith fand, war sie
gerade mit
dem Studium der Tora beschäftigt - nicht unserer Tora aus
Tinte und
Pergament, sondern der mit schwarzem Feuer auf weisses Feuer
geschriebenen Ur Tora, die auf Gottes Knie ruht. Auch Adam studierte
gelegentlich die Ur-Tora, und er gab vom Gelernten an Eva das weiter,
was ihn für sie gut dünkte und ihm nützte.
Lilith freute sich über
Adams Besuch, da sie hoffte, mit ihm zusammen die Tora studieren zu
können. Aber es störte Adam, dass sie gleich viel
oder teilweise noch
mehr wusste als er, und er weigerte sich, mit ihr zu lernen. Statt
dessen versuchte er, Lilith zu seiner Nebenfrau zu machen. Als ihm dies
nicht gelang, kehrte er zu Eva zurück. Nun begann er immer
intensiver
von Liliths unerreichbarer Schönheit zu träumen. Eva
aber erzählte er
(indem er die Situation umkehrte), dass Lilith nachts zu ihm geflogen
komme, um ihn zu verführen. Sie sei eine Dämonin und
mit dem Satan
liiert.
In Wahrheit aber interessierte sich der Satan weniger für die
starke
und gelehrte Lilith als für die angepasste und frustrierte
Eva, der er
Schlechtes über Lilith erzählte. Auch plante er die
Vertreibung Adams
und Evas aus dem Garten Eden. Eva war empfänglich für
das Böse, das der
Satan von Lilith erzählte, und sie glaubte auch Adams
verdrehte
Geschichten über Lilith. Inzwischen machte Lilith, die
völlig allein
war, hin und wieder den Versuch, in die menschliche Gemeinschaft im
Garten zurückzukehren. Nach ihrem ersten vergeblichen Versuch,
die
Mauern zu durchbrechen, verstärkte Adam die Mauer, und Eva
half ihm
sogar noch dabei. Dabei erhaschte Eva einen Schimmer von Lilith und
sah, dass sie eine Frau war wie sie.
Jetzt hätten bei Eva eigentlich Zweifel aufkommen sollen, ob
die
Geschichten Adams und des Satans, Lilith sei eine Dämonin,
wirklich
stimmten. Sie hätte sich eigentlich bemühen sollen,
Lilith als andere
Frau, als Schwester wirklich kennenzulernen. Eva und Lilith
hätten so
gemeinsam die Verkleinerung der Frau wieder
rückgängig machen, damit
den ursprünglichen Schöpfungsplan verwirklichen und
die Erlösung
herbeiführen können. Sie hätten dabei die
Unterstützung Gottes gehabt,
da Gott wachsende Probleme mit Adam hatte,der sich mehr und mehr mit
Gott identifizierte und immer mächtiger wurde.
Doch das Gift, das Adam und der Satan Eva eingespritzt hatten, war
stärker. Statt sich zu fragen, was sie in ihrem Leben und in
ihrer
Beziehung zu Adam ändern müsste, um aus ihrer
Unzufriedenheit
herauszufinden, stilisierte sie sich (zumal sie inzwischen einen Sohn
geboren hatte) zu einer Art rundum glücklichen
Muttergöttin hoch, wozu
Adam sie auch noch ermunterte. Gleichzeitig blickte sie voll Verachtung
auf die gelehrte Lilith, die Gleichstellung mit Adam wollte. Sie
dichtete Lilith alles Böse an, das sie in sich selbst
verspürte und das
dem strahlenden Bild, das sie sich von sich selbst machte, widersprach.
Als Eva eines Tages der Gartenmauer entlangspazierte, sah sie einen
jungen Apfelbaum, den sie und Adam einst gepflanzt hatten und dessen
Zweige über die Mauer hinüberhingen. Sie kletterte
hinauf und schaute
über die Mauer. Drüben hatte Lilith auf diesen
Augenblick gewartet und
kam voll Freude zu Eva, in der Hoffnung, in ihr eine Schwester zu
finden. Eva jedoch wollte nur die Gelegenheit benützen, um
alles Dunkle
in sich auf Lilith zu laden und sie damit in die Wüste zu
schicken. Sie
warf Lilith alle Verleumdungen an den Kopf, die ihr Adam und der Satan
über Lilith eingeflüstert hatten, und beschimpfte sie
als ehrgeizige
Egoistin, die nicht bereit sei, sich für Adam aufzuopfern, und
die
nicht geduldig warten konnte, bis Adam ihr gewisse Dinge zu tun
erlaubte. Lilith wandte Eva enttäuscht den Rücken zu
und ging weg.
Seither wartet Lilith jedes Jahr, wenn die Zeit von Rosch Haschana, dem
Geburtstag der Schöpfung, und von Jom Kippur, dem
Versöhnungstag,
herannaht, darauf, dass Adam und Eva zu ihr kommen, um sich mit ihr zu
versöhnen, damit sie gemeinsam die Verkleinerung der Frau
rückgängig
machen und so den ursprünglichen Schöpfungsplan
verwirklichen und die
Erlösung herbeiführen können. Die
Söhne Adams und die Töchter Evas und
Liliths tragen den Zwiespalt zwischen den ersten Menschen bis in unsere
Zeit weiter. Bis heute werden Liliths Töchter weiter
ausgegrenzt. Die
Zeit von Rosch Haschana und Jom Kippur wäre ein guter
Zeitpunkt, um
dies zu überdenken und sich zu versöhnen - und um den
ursprünglichen
Schöpfungsplan endlich zu verwirklichen.
Lilith wurde verteufelt,
aber auch Luzifer wurde verteufelt.
Satan war der Hungrige, der Seelenräuber, im Alten Testament
der
Versucher. - Aber wie kam Luzifer zu seinem schlechten Ruf? - Genauso
wie
Lilith. Lilith kam aus dem Himmel und wurde als Gefallene dargestellt.
Sie ging übrigens wieder dahin zurück. Der Gott, der sie zurückschicken
wollte, war nicht das göttliche Schöpferpaar die ELOHIM, sondern JHWH,
der keine Macht über Lilith hatte. Sie gehorchte ihm nicht, sondern
rief ihren Gott an, das Gottespaar. - Auch Luzifer kam aus dem Himmel
als Licht in die Finsternis.
Zuerst war der Name "Luzifer" positiv besetzt. Er war der Lichtbringer,
der Licht und Wahrheit in die geistig finstere Welt brachte, dem die
Sonne folgte. Das lateinische Wort "Luzifer" heißt auf Deutsch
"Lichtbringer" und
gemeint ist der Morgenstern. Der Morgenstern
ist die hell strahlende Venus, welche das Ende der Nacht
und das kommende Sonnenlicht ankündigt. Im Buch Hiob11, Hiob38,
den Psalmen108
und
anderen
Stellen der Heiligen Schriften wird der Morgenstern gepriesen und nicht mit Satan oder
Teufel in Verbindung gebracht. Nicht im Entferntesten!
Im 2.Petrusbrief1,
19 des Neuen Testaments steht sogar, daß es nötig ist, daß das
Licht des Morgensterns in der Finsternis uns leuchte, damit in
unserem Herzen der Morgenstern aufgehen
möge!
In der Offenbarung des Johannes 22,16
, ganz am Ende der Bibel, sozusagen als Abschluß des Evangeliums,
bezeichnet sich Jesus
sogar selbst als der strahlende Morgenstern:
Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, um euch dies vor
den
Gemeinden zu bezeugen. Ich bin die Wurzel und der Stamm Davids, der
strahlende Morgenstern (lateinisch: Luciferus).
In den
ersten Jahrhunderten lobten die Christen Jesus zudem nicht nur als den
"Christus" sondern als den Lichtbringer,
den Morgenstern, Luzifer. Der
"Heilige Lucifer" war im 4. Jahrhundert der Name eines Bischofs und
in der Osternacht-Liturgie
wird Luzifer (Jesus Christus) besungen "Flammas
eius lucifer matutinus
inveniat, ille, inquam, lucifer, qui nescit occasum." als
Morgenstern,
der ewig nicht untergeht.
Die
alte römische Kirche hat es aber geschafft, eine Verbindung
herzustellen
zwischen dem strahlenden Morgenstern der Bibel und der Göttin Venus und
dem Teufel . . . und seitdem ist was faul an der Übersetzung und
Luzifer
wurde zum Teufel. Aber nicht für alle! Das berühmte größte
binokulare Telekop der Welt, mit dem man die besten Infrarot-Aufnahmen
vom Weltall machen kann, gehört dem Vatikan - und er nannte es Lucifer.
Ein sehr passender Name auch für ein Teleskop zur
Himmelsbeobachtung! Humanistisch Gebildete, welche gewöhnlich
Latein und Griechisch gelernt haben, werden in "Phosphorus" und
"Luzifer" nach wie vor nicht den Teufel oder Satan sehen sondern den
Lichtträger und den Lichtbringer, etwas Positives und wie in der
Johannes-Offenbarung eben Jesus Christus. Übrigens erwarten auch die
Muslime am Ende der Zeit die Wiederkunft Jesu, zwar nicht als Gott aber
als seinen Gesandten, in Glanz und Gloria, mächtig und siegreich (hier
natürlich für die Muslime :-)
Früher sagten Christen: Luzifer ist der strahlende Morgenstern.
Heute sagen
Christen: Luzifer ist Satan.
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