SATAN
Übeltäter oder notwendiger Gegenpol?
Wer
im Alten Testament 2.Samuel 24,1 mit
1.Chronik
21,1 vergleicht, kann eine interessante Feststellung machen und sich
fragen, wer denn nun David den Auftrag zur Volkszählung
erteilte: Gott Jahwe oder Satan, der Teufel ? Und im Buch Hiob
(1,1-21,34) wird gesagt, daß Gott Jahwe "seinen Engel Satan" als
Versucher
einsetzte. - Satan als Versucher im Auftrag Gottes?! Man fragt sich, ob
solche Geschichten noch etwas mit Gottes Wort zu tun haben.
Unser aller Leben hier auf Erden findet statt zwischen Gegensätzen
aller Art, um - wie wir wissen - Erfahrungen zu machen und
Erkenntnisse zu sammeln und unsere Persönlichkeit zu formen. Wie Eisen
in Wechselbädern von Feuer
und Wasser geschmiedet und gehärtet wird, so wird auch der Mensch erst
durch seelische Wechselbäder geformt und gefestigt. Er muß zum Beispiel
alle Werte und alles Gute auch durch dessen Fehlen oder Gegenteil
kennenlernen. Geist und Seele
müssen aber nicht nur belehrt, sondern auch herausgefordert und
geprüft werden - und deswegen müssen in diesem Erdenleben für jeden
Menschen
Bewährungsproben unangenehmer Art kommen. Das sind Prüfungen in der
Schule
des Lebens! Wäre so gesehen ein Versucher Satan nicht gerechtfertigt?!
Kann man ihn als den nötigen Gegenpol zu Christus ansehen, sogar als
wichtigen Engel Gottes wie im alten Testament beschrieben? - Nach
gewonnener Erkenntnis durch erlebte Not und erfahrenes Leid ist
es schließlich wichtig, wie die einzelnen Menschen
darauf reagieren, wenn sie andere in Notlagen antreffen. Das ist
dann eine entscheidende Prüfung und stellt die Weichen für Himmel oder
Hölle. Erstere empfinden Mitleid und helfen, letztere helfen nicht, empfinden
gar Schadenfreude oder nutzen die Notlage anderer sogar aus.
Es
hat sich gezeigt: Das Leben findet immer zwischen zwei Polen statt
in einer Dualität, meist zwischen einem Mangel und seinem Überfluss.
Zwischen Plus und Minus kann Strom fließen, da kann etwas bewegt
werden, etwas geschehen. Notwendigkeiten entstehen, Aktivitäten, oft
gibt es verschiedene Lösungswege. Gegensätze und
Auseinandersetzungen
müssen
sein, sonst herrschte Langeweile und auch keiner würde klüger oder
etwas dazulernen. Alles gleich und einerlei wäre der Tod!
Unvorstellbar, wenn man mal versucht, darüber nachzudenken. Alles wäre
Grau in Grau, alles gleich und alle könnten das Gleiche. Keiner
bräuchte den anderen. Einen guten Gott oder Retter und Erlöser Christus
würde man auch nicht brauchen und nicht einmal kennenlernen wollen,
denn es gäbe ja nichts Böses, nichts in Not. Gottes Güte wäre ohne sein
Gegenteil, das Böse, nicht gefragt. Der Maßstab von Gut und Böse würde
fehlen. Gibt es aber den irrenden Menschen, den fehlerhaften, den
Notleidenden, den Bittenden, so kann man helfen und verzeihen, Böses
mit Gutem vergelten und
selber viel dazulernen. Beide Seiten können lernen und geistig
wachsen. Nur dann erkennt man auch erst den Wert des Lichtes in der
Finsternis, den der Wärme in der Kälte, den der Liebe in der
Lieblosigkeit. Dann erst weiß man das Gute und Wahre zu schätzen, wenn
man dessen Gegenteil oftmals schmerzlich selbst erlebte. Durch
Auseinandersetzungen wächst man geistig. Not macht erfinderisch. Da
lernt man auch seine Freunde kennen usw... Zu den Dualitäten bzw.
Gegensätzen sei noch zu sagen, daß es zwei Arten davon gibt, negative
und positive: Die sich gegenseitig bekämpfenden Gegensätze und die sich
ergänzenden Duale.
Gegensätze prägen das Leben, müssen sein, machen das Leben lebenswert -
keine Frage. Welche Wahl hätte denn der Mensch, wenn es keine Wahl
zwischen verschiedenen Möglichkeiten gäbe? Wo bliebe das Spannende,
wenn es keine Gegensätze gäbe, kein Lebenskampf, keine Herausforderung, keine Aufgabe? Wo blieb die Siegesfreude, wenn es
keinen vorangegangenen Kampf gäbe? Wo bliebe die Freiheit der Wahl und
die Möglichkeit neue Erkenntnisse zu sammeln? Wie könnte man sich im
Guten üben und dessen beseligenden Wert erfahren? - Den Genuß der
wahren Liebeserfahrung gewinnt man auch erst dann, wenn es jemanden
gibt, der nach dieser Liebe hungert und aus Dank dann wieder
zurückliebt. Ein Wechselspiel, das zwischen Mangel und Überfluß pendelt
und beseeligt, doch zum Hochgenuß erst reift, wenn vorher der Mangel
quälte.
Wo könnte man überhaupt seine Tugenden anwenden? Wenn keiner
hilfsbedürftig wäre, wäre Hilfsbereitschaft unbekannt. Man könnte diese
Gedankenreihe so unendlich fortführen. Das Dasein eines positiven
Wertes setzt stets das Dasein seines negativen Wertes, seines Mangels,
voraus. Strom fließt nur zwischen Plus und Minus. Das Leben ist und
bleibt eine stete Auseinandersetzung zwischen Geben und Nehmen, Füllen
und Leeren, Vereinen und Trennen. Alles Leben ist im Fluss und wurde
auch laut Bibel zweifach geschaffen, eben damit es nicht versagt. Nur
so herrscht kein tödlicher Stillstand. Lebenswert ist die Spannung
zwischen zwei Gegensätzen, das Wissen um den Mangel und seine
Beseitigung durch den, der von seinem Überfluss abgeben kann. Doch
gleich werden beide dann nicht, denn dafür sorgte das Schöpferwesen
schon, daß jeder vom anderen verschieden ist. Mann und Frau aber
ergänzen sich zu einer Leben spendenden Schöpfereinheit. Sie geben
einander, was sie brauchen, und bleiben dennoch sich ergänzende und
immer benötigende Gegensätze, Pole des Lebens, Pole der Schöpfung. Dies
nur als Beispiel.
Liebe, aus der alles Licht (Weisheit) und alle Macht und alles Leben entspringen.
Auch Gottes Wesen besteht aus zwei sich ergänzenden
gegenüberstehenden geistigen Polen: Gott und Gottheit, Geist und
Matrix, Yin und Yang usw... Mit der Erschaffung von nach allen
Richtungen freier Geistwesen entwickelte sich auch ein echter geistiger
Gegensatz zu Gottes Wesen - der Geist der gewollten Gottferne:
Satan-Satana. Gott wollte ja wirklich freie Wesen und keine Roboter,
wodurch eben auch ein gegnerischer Geist unter den Menschen möglich
war.
Satan, der Versucher, ist von freien Geistwesen erschaffen worden und
wirkt in der Materie unter den Menschen als Gegenpol zu Gott. Im Alten
Testament wird Satan
als Versucher von Gott gebraucht und in dieser Funktion ist er
anscheinend nicht unwichtig. Er durfte Hiob prüfen. Gott setzte
lediglich den Rahmen. Sein Engel Satan hielt sich daran. Sehen wir
"Satan" oder "Luzifer", wie andere lieber sagen, einmal anders, als
Engel im Sinne des AT. Versuchen wir es, ihn zu begreifen in einem
Beispiel:
Solange es einem Volk gut geht, sind alle darin mehr oder weniger
zufrieden, alles kann geregelt werden. Kommt aber eine Prüfung in Form
von Mühsal, Not und Mangel, so zeigen sich bald innere Schwächen und
Risse, die vorher verborgen waren. Aufspaltungen folgen. In einem Volk
entstehen Fronten, die Schwachen zeigen sich, die Starken, die
Friedfertigen, die Kriegerischen... und in der Not sieht man die
wahren Freunde. - In diesem Sinne ist das widerwärtige trennende Wesen
Satanas ein klärender reinigender Segen für die nötigen Erkenntniss von
Gut und Böse, von Stark und Schwach, von Unvollendet und Vollendet.
Nach einem Angriff des Versuchers bleibt von einem scheinbaren Ganzen
nur das Gediegene bestehen, das Unkraut wird ausgerottet und düngt eine
neue Kultur. - Aus diesem Blickwinkel gesehen ist der beständige
Lebenskampf der beste Dünger für eine erfolgreiche Evolution der Seele.
Der Versucher ist also nicht nur für einen Hiob wichtig. Der Versucher
prüft und trennt immer und überall vom Guten das Schlechte, indem
dieses der Versuchung erliegend dem Versucher folgt. Das Schlechte,
Unvollkommene wird schließlich erneut in Feuer und Wasser geformt und
gehärtet. Wer satanisch Böses liebt, wird weiterhin in Satans Schule
gehen müssen. Das ist die Seelenschmiede, die man Hölle nennt. Das
höchste Ziel aber ist
der sogenannte "Himmel". Das ist kein Ort, sondern ein Zustand
der höchsten Vollendung und Seligkeit erwachsen gewordener
Gotteskinder. Diese werden dann nicht den Bösen hassen sondern nur das
Böse.
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